Ihr seid berufen, das Evangelium zu verkünden
Homilie von Mag. Thorsten Schreiber, Regens des Priesterseminars der Diözese Graz-Seckau, bei der Vesper zur Aufnahme in den Kreis der Weihekandidaten:
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
die jungen Männer, die als Kandidaten für das Weihesakrament zugelassen werden wollen, sind uns vertraut.
Wir feiern heute ihre Aufnahme unter die Kandidaten zur Diakon- und Priesterweihe, die sogenannte „Admissio“. Dies ist nicht nur ein bedeutender Schritt im Leben der beiden, sondern auch ein Anlass zur Freude und zum Nachdenken für uns alle.
Liebe Kandidaten, lieber Lukas, lieber Thomas,
die Aufnahme zur Weihe ist ein Zeichen des Vertrauens, das die Kirche euch entgegenbringt und eine Bestätigung eurer Bereitschaft, sich in den Dienst Gottes und der Gemeinschaft zu stellen.
Im Evangelium hören wir oft von der Berufung und der Sendung der Jünger Jesu. Er rief sie, einfache Fischer und gewöhnliche Menschen, in seine Nachfolge. Er forderte sie auf, ihre Netze zurückzulassen und ihm nachzufolgen, um Menschenfischer zu werden. Auch unsere Kandidaten haben diesen Ruf vernommen und sind bereit, ihre Netze, ihre bisherigen Lebenswege, hinter sich zu lassen, um entschieden dem Ruf Jesu zu folgen.
Ob ein solcher Ruf des Herrn ergangen ist, muss erkannt und beurteilt werden aus Anzeichen, in denen sich auch sonst der Wille des Herrn immer wieder wachen Menschen kundtut. Wen Christus zur Teilnahme an seinem Dienst erwählt, dem schenkt er seine Gnade und Hilfe. Uns aber ist die Aufgabe übertragen, die Eignung der Bewerber zu prüfen.
Lieber Lukas, lieber Thomas,
der Weg, den ihr gewählt habt, ist kein einfacher. Er erfordert Mut, Hingabe und eine tiefe Liebe zu Gott und den Menschen. Ihr werdet den Menschen in ihrer Not beistehen, das Evangelium verkünden und die Sakramente spenden. Euer Dienst wird oft im Verborgenen geschehen, aber er wird einen unermesslichen Wert für jeden Einzelnen in der Gemeinschaft der Kirche haben.
Die Aufnahme zur Weihe ist auch eine Zeit des intensiveren Gebets und der geistlichen Vorbereitung. Nutzt diese Zeit, um eure Beziehung zu Gott zu vertiefen, um in der Stille und im Gebet seine Stimme zu hören und seine Führung zu suchen. Seid offen für die Weisheit und die Führung des Heiligen Geistes, der euch in eurem Dienst stärken und leiten wird.
Unsere heutige Lesung aus dem ersten Brief des Paulus an die Korinther spricht eine kraftvolle Botschaft: „Denn wenn ich das Evangelium verkünde, habe ich keinen Grund, mich zu rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (1 Kor 9,16). Paulus zeigt uns hier die Dringlichkeit und die Leidenschaft, mit der wir das Wort Gottes verkünden sollen.
Lieber Lukas und lieber Thomas,
ihr seid berufen, das Evangelium zu verkünden, notfalls auch mit Worten, vor allem aber durch euer Leben und euer Beispiel.
Ihr seid aufgerufen, in die Fußstapfen des größten Dieners von allen zu treten, in die Fußstapfen Jesu Christi. Seid nicht nur Prediger des Wortes, sondern auch Botschafter der Freude, des Friedens und der Hoffnung. In jeder helfenden Tat und in jedem Wort des Trostes werdet ihr das Licht Christi weitertragen.
Ermutigen möchte ich euch dazu, in allem, was ihr tut, eine Haltung der Dankbarkeit und Demut zu bewahren.
Dankbarkeit für die Gaben und Talente, die euch geschenkt wurden, und Demut, den Mut, die Wirklichkeit anzunehmen so wie sie ist, auch in eurem persönlichen Leben. Diese Haltung wird euch helfen, treue Diener und Zeugen des Evangeliums zu sein.
Liebe Weihekandidaten,
in diesem bedeutungsvollen Moment der Admissio, der feierlichen Aufnahme unter die Weihekandidaten, werdet ihr gefragt: „Seid ihr bereit, Christus und seiner Kirche als Diakone und Priester in Treue zu dienen?“
Diese Frage ist mehr als nur ein formaler Teil des Ritus; sie ist ein tiefgehendes Erforschen eurer Herzen. Sie lädt euch ein, über die Tiefe eurer Berufung nachzudenken.
1. Treue zu Christus
Eure Bereitschaft, Christus treu zu dienen, ist ein Versprechen, euer Leben nach seinem Vorbild auszurichten. Christus, der gute Hirte, der Diener aller, ist das höchste Beispiel für euren zukünftigen Dienst. Seine Liebe, sein Mitgefühl und seine Hingabe sind die Leitlinien für euer Handeln. Treue zu Christus bedeutet, in allem, was ihr tut, seine Liebe zu verkörpern und seine Botschaft des Friedens und der Erlösung weiterzugeben.
2. Treue zur Kirche
Die Kirche ist der mystische Leib Christi, und ihr seid berufen, diesem Leib als Diakone und Priester zu dienen. Eure Treue zur Kirche bedeutet, ihre Lehren zu achten, ihre Sakramente zu pflegen und in ihr das Wohl aller Menschen in den Mittelpunkt eures Dienstes zu stellen. Es bedeutet auch, die Gemeinschaft der Gläubigen zu stärken, sie zu begleiten und zu ermutigen, ihren Glauben zu leben und zu vertiefen.
3. Der Weg des Dienens
Der Dienst als Diakon und Priester ist ein Weg der Hingabe. Es ist ein Ruf, die Bedürfnisse der anderen vor eure eigenen zu stellen und dem Beispiel Jesu zu folgen, der sagte: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen." (Mk 10,45). Diese Bereitschaft zu dienen, auch in schwierigen Zeiten, ist das Herzstück eurer Berufung.
Eure Antwort auf diese Frage ist nicht nur ein Ausdruck eurer eigenen Entschlossenheit, sondern auch ein Akt des Vertrauens in die Gnade Gottes. Es ist ein Anerkennen, dass ihr diese Aufgabe nicht aus eigener Kraft bewältigen könnt, sondern dass ihr auf die Hilfe des Heiligen Geistes angewiesen seid.
Liebe Kandidaten, lieber Lukas und lieber Thomas, eure Bereitschaft, Christus und seiner Kirche in Treue zu dienen, ist ein leuchtendes Zeichen eures Glaubens und eurer Hingabe. Geht diesen Weg mit Vertrauen und Mut, im Wissen, dass ihr nicht allein seid. Wir tragen euch im Herzen. Vor allem aber: Gott ist mit euch, und seine Gnade wird euch leiten und stärken.