RAM / entwicklung und erforschung zeitgenössischer ausdrucksmittel, MIX+ED
mix+ed / aus der Werkreihe Electrics:
Das Thema dieser Werkreihe ist die Auseinandersetzung mit herkömmlichen handelsüblichen Elektrogeräten. Als täglichen Begleiter in einer hochentwickelten Kultur sind sie nicht mehr wegzudenken. RAM entdeckt diese Wunderwerke für sich als Medium des künstlerisch- spielerischen Ausdrucks. Die Ausstellung des Künstlerkollektivs RAM versteht sich als Beitrag zum KHG-Schwerpunkt “Arbeiten”: Dazu werden in einer raumgreifenden Installation in der KHG-Galerie in Maschinen liegende Potentiale nicht nur einzeln künstlerisch-experimentell ausgelotet, sondern die Arbeitsgeräte auch in Dialog zueinander gesetzt und einer vom Zufall mitbestimmten Dramaturgie überlassen.
Die Überhitzung der Standards (Werner Fenz):
Wenn RAM, ein Pool von Kunst- und Kulturschaffenden, in ihrem veröffentlichten Angebot, das eher an die mittelalterliche Gildentradition erinnert als an ein modernes „Kreativkollektiv“, unter anderem Aktion und Reaktion als Position anführen, trifft das immer wieder den Kern der (künstlerischen) Sache: Nicht nur ins Land hineinschauen, sondern die Welt fokussieren und subjektiv, aber überzeugt handeln. Nach einigen vorangegangenen Beispielen wenig überraschend ist in der Föhn-Serie der Gegenstand des Interesses tatsächlich ein trivialer, wenngleich mit kulturhistorischer und gesellschaftlicher Tradition und Bedeutung ausgestatteter – Gegenstand. Auch wenn in der Rezeption der unterschiedlich arrangierten Ensembles ein in der Kunst immer wieder eingesetzter Verweismodus zum Tragen kommt, also das reale Objekt oder das mit farbigen Pinselstrichen auf der Leinwand erzeugte aus seinem „So-Sein“ in einen neuen Zusammenhang gestellt wird, steuert das Konzept von RAM deswegen nicht die symbolische Ebene an. Die Funktion des Geräts bleibt auch im Prozess des Sich-Produzierens, in seriellem oder gar tänzerischem Rhythmus, erhalten. Konkret heißt das, selbst wenn sich zwei Apparate gegenüber stehen und die heiße Luft aufeinander richten, werden trotz der wie selbstverständlich auftauchenden Assoziation von Revolvern oder Pistolen und dem Wahrnehmen des tautologischen Prinzips in der in Gang gesetzten Luftzirkulation keine „betriebsfremden“ Veränderungen vorgenommen. Dennoch kann es infolge Vervielfachung der Geräte oder unsachgemäßer Anordnung etwa in der Installation Die Serie zu Überhitzung kommen. Diese Überhitzung charakterisiert ganz allgemein die künstlerische Methode. Sie basiert demnach auf einer Analyse üblicher und vertrauter Gebrauchsgegenstände mit anschließender heftiger Reaktion auf das, was wir elementare Eigenschaften nennen. Diese rücken in der Addition der Objekte und in der dadurch ausgelösten Multiplikation der Dienstleistung in den Mittelpunkt einer Dingwelt, die weniger von animistischen Vorstellungen als vom Verhältnis Mensch und Standardform als wenig beachtetes und bearbeitetes gesellschaftliches Phänomen geprägt ist.
Zur Geschichte von RAM: Was anfangs oft nur „Jobs“ bei Ausstellungsaufbauten neben dem Studium waren, bei denen man von Gerüstbau über Trockenausbau, Projektionstechnik, auch „die Nerven des Kurators beruhigte“, bis hin zu Arthandling, Objektmontagen und Video-Verkabelungen, entwickelte sich bald zu einem interessanten Beruf. Damals zwar noch nicht so gut wie heute als Verein organisiert, sondern eher ein loser Haufen von ArchitektInnen und KünstlerInnen, die ein gemeinsames Interesse verband. Handwerk, künstlerischen Fragen, Technik und lustvolles Arbeiten standen im Mittelpunkt. Mit der Zeit entwickelte sich eine Gruppe, die in dem spannenden Feld sowohl vor als auch hinter den Kulissen des Kunst- Kulturbetriebes selbständig arbeitet. Die Erfahrung aber auch der Reiz, bei jedem Projekt aufs neue gefordert zu sein, und eine Basis zwischen technischer Realisation, Gestaltung und den zu vermittelnden Inhalten zu schaffen, sind der belebende Motor. RAM, ist heute ein Pool von Kunst- und Kulturschaffenden der versucht mit Know-How und Talent den sensiblen Balanceakt zwischen Qualität, Kosten, technischer Machbarkeit, Zeitaufwand und gestalterischen Ansprüchen bei jedem Projekt aufs neue zu bestehen. Zentrales Anliegen aller Mitglieder von RAM ist aber die Weiterentwicklung einer autonomen künstlerischen Sprache, die Standpunkte bezieht, themenbezogene Aussagen macht. Die Frage, ob die Kunst um der Kunst willen (L’art pour l’art) einen zentralen Punkt im Arbeitsspeicher einnimmt, stellt sich nicht. Bezugsebenen wie soziale, gesellschaftliche, edukative und bildende Aspekte sind bei nahezu allen Projekten von Anfang an ein Entwicklungsmerkmal der künstlerischen Arbeiten. Teamwork ist auch hier sicherlich ein Arbeitsmuster, aber nicht so ein zentrales Thema wie beispielsweise bei „Auftragsarbeiten“. So erklärt sich auch die gewachsene Struktur unseres Vereins - Ein Team das auf langjähriger Zusammenarbeit basiert, aber Stärken und Talente der Einzelnen optimal einzusetzen versucht. Dabei sollen aber die individuellen Vorstellungen und kreativen Ansprüche ebenso respektiert werden, wie der jeweilige persönliche künstlerische Ansatz. Oft eine nicht ganz einfache Sache. Die einzelnen Mitglieder arbeiten sowohl an der künstlerischen als auch an der organisatorischen Weiterentwicklung des Vereins. So unterliegt die Gestaltung unserer Vereinsstruktur, keiner hierarchischen Ordnung sondern versucht ein gleichberechtigtes System zu etablieren. Somit ist die Gruppe ausgewogen und wächst nur sehr langsam, was aber auch beabsichtigt ist, da der Verein lediglich eine Organisationsform ist. Allerdings sehen wir uns auch als ein probates Organisationsmodell, dass das Nützliche mit dem Angenehmen verbindet um freischaffenden KünstlerInnen in dem hart umkämpften Feld ein Überleben sicher. Vielleicht setzten wir damit auch ein politisches Statement das kreativer Arbeit neue Werte beimisst. Was einst auf den Baustellen von Graz 2003 - Kulturhauptstadt begann, ist heute ein Verein der sich bemüht einen Beitrag zur Steigerung der Qualität in der Realisation von Kunst-, Medien- und Kultur-Projekten zu leisten. Darüber hinaus das Glück zu haben im Kreise von Freunden an der Idee RAM stetig weiterzuarbeiten, macht die Arbeit zur Freude und das Leben schön.
Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojektes „emerging___“ mit der GrazAG