Valentin Ruhry "Lichtfeld"
»Ich mache nur, was notwendig ist. Es gibt keinen Grund, Farbe zu verwenden, zu polieren, zu biegen, zu schweißen, wenn es nicht notwendig ist.« (Bill Bollinger, 1939-1988)
Mit den subversiven Interventionen von Michael Gumhold/Christian Eisenberger, Michi Maier, Markus Wilfling und Wendelin Pressl hat sich der Garten bei der Leechkirche in den vergangenen Jahren nicht nur als Ort zeitgenössischer Kunst etabliert, sondern das jahrelang unter Verschluss gehaltene Grundstück konnte auch öffentlich zugänglich gemacht werden. Valentin Ruhry thematisiert die nun betretbare Rasenfläche auf seine Weise, indem er sie von außerhalb künstlerisch inszeniert.
Die Installation „Lichtfeld“ spielt am Grabhügel bei der Leechkirche und im Lichthof der KHG-Galerie mit Assoziationen aus der christlichen Bildgeschichte wie dem Rasen, der in der Welt des Sports quasi-sakrale Dimensionen bekommen oder im neuen Biedermeier des frühen 21. Jahrhunderts als akribisch gepflegter Fixbestandteil im Kult und der Kultivierung des Privatgartens auftauchen kann.
In der Sensibilität für die Qualitäten und Möglichkeiten industrieller Produkte, die der amerikanische Künstler Bill Bollinger als eine der Leitfiguren der Prozesskunst der Sechziger Jahre in den künstlerischen Schaffens¬prozess eingebracht hat, findet sich Valentin Ruhry ein halbes Jahrhundert später wieder und in seinem künstlerischen Ansatz bestätigt. Mit der Skulpturengruppe „Lichtfeld“ (bei der Leechkirche, Zinzendorfgasse 3) übersteigt er das autonome Spiel von Formen und gefundenen Materialien hin zu einem ganz konkreten Dialog ortsspezifischer Gegebenheiten: Der Platz auf dem Hügel eines archaischen Kultortes, der ein prähistorisches Gräberfeld und eine vorchristliche Opferstätte birgt, wird durch die an Fußballstadien erinnernde Illumination zum „Heiligen Rasen“, auf dem göttliche Helden gefeiert und profane Rituale und Quasi-Liturgien zelebriert werden.
Die Inszenierung auf einem Hügel vor einer Kirchenfront spielt mit dem Pathos historischer Kreuzigungsgruppen und lässt die wegen wiederholter Vandalenakten seit Jahren leer stehenden Postamente von beschädigten Sandsteinskulpturen barocker Heiligenfiguren von einer ehemaligen Pestsäule in neuem Licht erscheinen. Einer der umfangreichsten mittelalterlichen Glasmalereizyklen im Innern der gotischen Kirche ist ein weiterer Dialogpartner eines Künstlers, der sich als Bildhauer mit dem Material Licht versteht.
In der Installation im Lichthof der KHG-Galerie lässt er die in einer seriell gefertigten Scheibtruhe arrangierten Leuchtmittel künstlerisches Eigenleben entfalten, das von der Wechselwirkung der Aufladung durch den Galerieraum und dessen gleichzeitigen Auratisierung lebt.