Am 29. April 2023 fand der 15. Steirische KunstWerkKirche-Kirchenführertag in Weiz statt.
„Kirchenführerinnen und Kirchenführer haben eine ganz wesentliche Aufgabe in einer Kirche, die sich stark verändert“, stellte Anton Pickl-Herk, Pfarrer und Leiter des Seelsorgeraums Weiz, in seiner Begrüßung fest. „Unsere Kirchengebäude werden aus unterschiedlichsten Gründen besucht. Wir wissen, dass der Gottesdienstbesuch stark im Abnehmen ist, andererseits suchen viele Menschen unsere Kirchen auch wieder auf. Weil sie alleine hineingehen oder sich mit einer Gruppe zu einer Führung anmelden. Und Sie, liebe Kirchenführerinnen und Kirchenführer, haben die ganz bedeutende Aufgabe, diesen Menschen nicht nur das Gebäude zu erklären, sondern auch was dahintersteckt. Danke für Ihr Engagement in diesem Bereich!“
Oswin Donnerer, erster Vizebürgermeister von Weiz, präsentierte in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Erwin Eggenreich die florierende Stadt Weiz sowohl aus historischer wie auch wirtschaftlicher Sicht. Für ihn persönlich sei die dem Hl. Thomas von Canterbury geweihte Taborkirche eine der faszinierendsten Bauten.
Mit einem alten Turmuhrzeiger in der Hand verwies der Weizer Kirchenführer und Mesner Andreas Lackner anschaulich auf die guten und weniger guten Zeiten, die es in unserer Kirchengeschichte gab. Er machte deutlich, wie wichtig es sei, diese Geschichten auch weiterzugeben. Gemeinsam mit dem Kirchenführer und versierten Ortskenner Hans Trsek stellte er das Weizer Kirchenführer:innenteam vor: Die zwölf ehrenamtlich Engagierten wurden für ihre so gastfreundliche Vorbereitung des Kirchenführertages kräftig applaudiert.
Als Vortragenden konnten die KunstWerkKirche-Organisator:innen Heimo Kaindl und Gertraud Schaller-Pressler Bischofsvikar Dompfarrer Heinrich Schnuderl gewinnen, der als „Geburtshelfer“ von KunstWerkKirche diese Ausbildung von Beginn an – damals in seiner Funktion als Pastoralamtsleiter – unterstützt hat. „Kirchenführerinnen und Kirchenführer sind Ostiarier, Türöffner, auch zum Glauben hin“, so Heinrich Schnuderl wertschätzend. In seinem hochinteressanten Vortrag zum Thema „60 Jahre Liturgiereform“ berichtete er als Zeitzeuge anschaulich über tiefgreifende Erneuerungen, teils erbitterte Widerstände und persönliche Erfahrungen. Er verwies auf ein Wort des Papstes, nach dem die Kirche „kein archäologisches Museum“ sein solle, sondern der „Dorfbrunnen“. Und er erinnerte an den „Kehrreim der Konstitution“, in dem „die Mutter Kirche tätige Teilnahme“ wünschte. Die Christen sollen dem Gottesdienst nicht mehr wie außenstehende, stumme oder in eigene Andachten versunkene Teilnehmer beiwohnen, sondern diesen verstehen und in Gemeinschaft mitfeiern. „Der Glanz edler Einfachheit“ und die „Schönheit der Liturgie“ wurden mit Blick auf die Sprache, die Riten und auch auf die Musik entscheidend. Im Zuge der Liturgiereform kam es nicht nur zu „sichtbaren Veränderungen“ wie etwa der Altäre in den Gottesdiensträumen, so Schnuderl: Bei vielen von uns „kam es auch zu einem Wandel im Interesse an der Liturgie“. Derzeit seien wir sehr bemüht, das liturgische „Angebot“ in den größeren Seelsorgeräumen aufrechtzuerhalten, gab der Bischofsvikar für Gesellschaft, Kultur, Medien und Wissenschaft abschließen zu bedenken: „Das unverzichtbare Vorfeld einer missionarischen Pastoral droht dabei aber unbestellt zu bleiben“. In der Bereitschaft, als Kirchenführer:in tätig zu sein, sieht Heinrich Schnuderl demgegenüber einen Weg, „Menschen, die in ihrem Alltag oft weit weg von der Kirche leben, mit dem Geheimnis unseres Glaubens in Berührung zu bringen.“ Dafür dankte er den über einhundert anwesenden Kirchenführer:innen und wünschte ihnen Gottes Segen.
Beim „Fragen-Wunschkonzert“ beantwortete Heimo Kaindl eine Fülle an Fragen, beginnend mit „Was ist ein Benefizium?“ über „Wie lüftet man eine Kirche richtig?“ bis zu „Darf man mit einem Hund in die Kirche?“
Am Nachmittag brachen die Teilnehmenden in vier Gruppen auf, um die prachtvolle barocke Basilika am Weizberg, die umgebende Kirch- und Pfarranlage, die Taborkirche und – als besonderen Höhepunkt - die ansonsten nicht zugängliche Kapelle „Hl. Magdalena“ im Schloss Thannhausen fachkundig vertiefend kennenzulernen. Letztere ist über einen wunderschönen Renaissance-Innenhof zu erreichen und birgt die älteste Ansicht von Weiz.
„Das habe ich noch nie gesehen, obwohl ich schön öfter hier war“, staunten die aus der ganzen Steiermark angereisten Kirchenführer:innen bei diesem besonderen Rundgang durch Weiz, das bereits im 18. Jahrhundert jährlich an die 18.000 Pilger angezogen haben soll. Die Weizer Kirchenführer:nnen wiesen dabei auch auf den neuen Papst-Franziskus-Pilgerweg und den modernen spirituellen Weg mit seinem Heilkräutergarten, dem Platz der Stille und dem Roma-Mahnmal Porajmos des Künstlers Walter Kratner hin. Kirchenmusikerin Valentina Longo präsentierte zudem die barocke Weizberg-Orgel musikalisch eindrucksvoll.
Dass viele der KunstWerkKirche-Kirchenführer:innen an diesem Tag ihre Dekrete verlängern ließen und sich damit weitere fünf Jahre in diesen Dienst der Verkündigung stellen, freute die Ausbildungsverantwortlichen Heimo Kaindl und Gertraud Schaller-Pressler ebenso wie Anna Hollwöger, Leiterin im Ressort Seelsorge und Gesellschaft, die auch den Gruß und Dank von Bischof Wilhelm Krautwaschl überbrachte. Für sie seien Kirchenführungen „nicht nur ein Gang durch die Kirchengeschichte, sondern auch ein Gang durch unser diözesanes Zukunftsbild“. Kirchen seien „Stein gewordener Glaube, Gebäude, die gebaut wurden, um etwas ganz Bestimmtes zu erzählen“, so Hollwöger: „Sie erzählen in der Sprache ihrer Entstehungszeit von all dem, was die Menschen damals bewegt hat: von ihren Nöten, von dem, woran sie glauben, was sie hoffen, was sie erreichen und verändern wollen.“ In den Kirchen finde man „alles, was den Glauben, die Liebe und die Hoffnung des Christentums - so schön dargestellt auf der Kanzel der Weizberg-Basilika – ausmacht.“ Wobei: „Manches sieht man gleich, manches entdeckt man zufällig oder auch nie.“ In diesem Sinne dankte Anna Hollwöger den KunstWerkKirche-Kirchenführer:innen, dass sie „mit ihrem Wissen die Menschen, die unsere Kirchen besuchen, anleiten zum Sehen und zum Hören, auf das, was unsere Kirchen erzählen - und diese Erzählungen dann auch verstehen.“
Gertraud Schaller-Pressler / Heimo Kaindl
Text: Gertraud Schaller-Pressler
Fotos: Thomas Steinbauer